Das hat richtig gut getan!

Am Samstag, 20.November 2021 erklang kurz nach 19:30 Uhr in der Erfurter Thomaskirche das erste Kyrie Eleison – Herr erbarme Dich der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach – und bei den ersten BesucherInnen und MitsängerInnen stellte sich ein Gefühl von Gänsehaut ein. Im letzten Jahr hatte das traditionelle Konzert am Tag vor dem Ewigkeitssonntag leider coronabedingt abgesagt werden müssen – dieses Jahr konnte das Konzert unter besonderen Bedingungen und mit kurzfristig festgelegter 2G-Regelung wieder stattfinden: 

Auf dem Programm standen diesmal Kyrie und Gloria aus der h-Moll-Messe – nach den Beiträgen im Gottesdienst am 31.10.21 jetzt als Konzert. Die BesucherInnen hatten hierfür Verständnis, die Stimmung bei der Einlasskontrolle und beim Eintragen in die Kontaktlisten war freundlich und aufgeschlossen, denn viele waren sehr froh, dass das Konzert in der aktuellen Lage überhaupt möglich geworden ist. Im Publikum waren alle Altersgruppen vertreten, und es wurde beobachtet, dass einige „KennerInnen“ ihre eigenen Bach-Noten ins Konzert mitgebracht hatten.

Die Stimmung in der mit kleinerer Besetzung von 56 MitsängerInnen auftretenden Kantorei und im Andreas-Kammerorchester war an diesem Abend freudig-erwartungsvoll – insbesondere da Dietrich Ehrenwerth bei der wie immer sehr routiniert durchgeführten Probe vor dem Konzert einige Male deutliches Lob verteilt hatte. Und so war das Konzert geprägt von der Freude, wieder gemeinsam musizieren zu können – besonders spürbar war dies beim Gloria mit dem Lob der Ehre Gottes.


Gratias agimus – Wir danken Dir war eine weitere wichtige Botschaft dieses Konzertes. Nach dem Schlussapplaus hat eine Besucherin spontan die Rückmeldung gegeben: “Das hat richtig gut getan!“. Damit hat Sie sicher auch die Stimmung der Kantorei-SängerInnen, der MusikerInnen des Orchesters, der SolistInnen und von Dietrich Ehrenwerth sehr gut getroffen.


Herzlichen Dank an alle beteiligten MusikerInnen, HelferInnen bei Logistik, Aufbau/Abbau, Einlass und Konzertfotografie – und vor allem an Dietrich und Karin Ehrenwerth für den „sehr langen Atem“ bei der Einstudierung unter besonderen Bedingungen sowie Matthias Dreißig für die Unterstützung an der Konzertorgel.Wir können aktuell nicht einschätzen, was die nächsten Monate bringen werden – seien wir aber zuversichtlich, denn unser gemeinsames Singen und Musizieren ist nicht nur für uns, sondern vor allem auch für unser Publikum ein wichtiges „Lebens-Mittel“ in diesen besonderen Zeiten.

(Hinweis für spätere Generationen, die in einigen Jahren diesen Blog nachlesen werden: Seit Frühjahr 2020 waren aufgrund einer Pandemie namens „Corona“ Konzertveranstaltungen zeitweise gar nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt möglich.)


Text: Lars Steigemann, mit gesammelten Eindrücken und Stimmungen von Anna Barges, Uta Maria Hellmann und Irena Michel.

Fotos: © Christiane Claus

Endlich wieder singen!!

Nach fast zwei Jahren konnten wir endlich wieder vor Publikum singen, wie haben wir uns darauf gefreut und es nun besonders genossen!!

Und auf dem Chorpodest waren wir der Lutherrose ganz nah.

Beim Weihnachtsoratorium 2019 haben wir noch gejauchzt und frohlockt und uns danach der Matthäuspassion zugewendet. Und dann war – Schluss! Das hat nicht unsere Existenz zum Einstürzen gebracht, aber ein ganz wesentliches Lebenselexier war versiegt. Und all das Singen in kleinen Kreisen und zaghaft im Kreuzgang hat nicht die Kraft gespendet, die wir als Chorgemeinschaft brauchen.


Und nun so ein Erlebnis. Die Augustinerkirche nur mit einer begrenzten Platzzahl und deshalb der Gottesdienst zweimal hintereinander. Der Chor mit viel weniger Singenden als üblich und trotzdem: Teile der h-moll Messe von J.S.Bach erklangen mit Pauken und Trompeten. Vergessen war die mühevolle Probenarbeit per Onlineprobe, die schwierige Akustik bei den ersten Proben in der Kirche mit riesigen Abständen untereinander und die bangen Fragen, ob diese Proben überhaupt zu etwas nütze seien, ob wir das je aufführen können.


Und alle haben dafür gewirkt: am meisten Dietrich und Karin Ehrenwerth, die alles zusammenhalten. Die Musiker vom Andreas-Kammerorchester. Aber auch die Podestbauer, Zertifikatskontrolleure und die vielen weiteren Helfer, ohne die nichts geht.

Unser Bischof Friedrich Kramer predigte über die Freiheit, zu der wir befreit sind und diese Freiheit war greifbar. Am wichtigsten ist aber das Spannungsfeld, welches sie beschreibt: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“ und genauso „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Freiheit geht nur in Verantwortung vor den Mitmenschen. Das gilt es immer abzuwägen, gerade in dieser Zeit, in der sich Impfgegner und -befürworter teils unerbittlich gegenüberstehen. Und wir stehen (und singen) mittendrin.