Weihnachtsoratorium Nummer 33

Wer einen Klavierauszug vom Weihnachtsoratorium zur Hand hat, erfährt: Nummer 33 ist der Choral „Ich will dich mit Fleiß bewahren“. Es ist einer der vielen wunderbaren Teile des allseits beliebten Werkes. Dieser Choral ist wahrscheinlich bei vielen Sängerinnen und Sängern der Augustiner Kantorei seit dem 11. Dezember 2022 mit besonderen Erinnerungen verbunden.

Nach nur drei Proben singt die Kantorei nach zweijähriger Coronapause wie immer das WO am Wochenende des 3. Advent. Es war wie immer und doch ganz anders. Nicht nur wegen der eiligen Suche nach Vertretung für den Baßsolisten nach jeder Aufführung.

Dietrich Ehrenwerth dirigierte sein letztes Weihnachtsoratorium vor dem Ruhestand. Er ließ zu allen Aufführungen eine Zugabe singen, was er sonst selten tat. Am Sonntag war es besagte Nummer 33. Der Text des Chorals: „ Ich will dich mit Fleiß bewahren, ich will dir leben hier, dir will ich abfahren, mit dir will ich endlich schweben voller Freud ohne Zeit dort im andern Leben.“

Als der letzte Akkord verklang, der Chor wie eine eingeschworene Gemeinschaft auf jeden Wink des Dirigenten reagiert hatte, da entstand plötzlich eine beredete Stille. Dietrich hatte auch das letzte bisschen musikalisches Können aus uns herausgeholt. Mit großen Augen schauten wir uns an und wussten nicht, was jetzt passiert. Es war, als hätten die Engel am Deckengewölbe der Thomaskirche die eben verklungenen Worte und die Musik direkt nach oben weitergeleitet. Und es war, als täte sich eine Gegenwart auf, wo das Leben und Verabschiedungen und Abschiede umfangen wurde von göttlichem Trost. In vielen Augen standen Tränen. Die wunderbare gemeinsame Musik von Johann Sebastian Bach und die Worte des Chorals hatten Herz und Seele erreicht. Trost war da trotz der erlebten und noch bevorstehenden Abschiede. Dann erfüllte tosender Beifall die Kirche. Alles Wichtige war erklungen.

Schweigend gehe ich nach Hause. Das war größer als ich es fassen konnte. Und zugleich band es mich ein in die Gemeinschaft derer, denen es ebenso ging.

Dietrich Ehrenwerth wurde nach dem ersten Konzert vom Landesmusikrat für seine Verdienste ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch dafür!

Danke Dietrich Ehrenwerth und seiner Frau Karin!

Danke den Solisten und Instrumentalisten!

Danke allen, die im Hintergrund wirkten, damit das alles geschehen konnte.

Angelika Greim-Harland

Ein Sommerfest mit allem was dazugehört!

„Passen wir denn alle in die Angelrodaer Kirche rein?“ Ja, wir sangen dicht gedrängt von der 2. Empore herunter. Einige sagten, es war, als hätten Engel gesungen.

Es fällt mir schwer, nicht ins Schwärmen zu verfallen über den Nachmittag und Abend des 11. Junis 2022, an dem wir in Angelroda unser Sommerfest mit einem Konzert und mit der Einladung durch den Angelrodaer Kirchenchor feierten.

Wir wurden mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen, mit kalten Getränken und später auch mit Rostbratwürsten vom Chor empfangen. Viele waren auf dem Geraradweg nach Angelroda gekommen. Es war wie ein großes Familientreffen der Chöre. Rund um die Kirche waren Bierzeltgarnituren aufgestellt, einzelne Sitzecken luden zum Verweilen ein. Alles war liebevoll für uns vorbereitet, so dass es nicht schwer war, sich wohlzufühlen.

Dietrich Ehrenwerth feilte an unserem Klang bei der Probe unerbittlich herum – damit dann auch „alles schön werden sollte“. Und es wurde dann auch „alles schön“. In der vollen Kirche erklangen Stücke von Bach, Brahms, Mendelssohn Bartholdy, Rinck, Rutter u.a. Dazu kamen Stücke für Orgel und Flöte.

Am Ende sangen wir mit dem Angelrodaer Kirchenchor gemeinsam im Altarraum „Der Mond ist aufgegangen“ und bei der 7. Strophe wurden die Besucherinnen und Besucher aufgefordert mitzusingen. Das waren echte „Gänsehautmomente“.

Ein Gebet von Jörg Zink erreichte viele Herzen, vielleicht weil es gut für uns ist, das Erlebte und Gefühlte mit dem zu verbinden, von dem alles kommt und zu dem alles geht. Hier der Text:

„Dich rühmt der Morgen. Leise, verborgen singt die Schöpfung dir, Gott, ihr Lied. Es will erklingen in allen Dingen und in allem, was heut geschieht. Du füllst mit Freude der Erde Weite, gehst zum Geleite an unsrer Seite, bist wie der Tau um uns, wie Luft und Wind. Sonnen erfüllen dir deinen Willen. Sie gehen und preisen mit ihren Kreisen der Weisheit Überfluss, aus dem sie sind.

Du hast das Leben uns allen gegeben, gib uns heute dein gutes Wort. So geht dein Segen auf unsren Wegen, bis die Sonne sinkt, mit uns fort. Du bist der Anfang, dem wir vertrauen, du bist das Ende, auf das wir schauen. Was immer kommen mag, du bist uns nah. Wir aber gehen, von dir gesehen, in dir geborgen durch Nacht und Morgen und singen ewig dir: Halleluja.“

Herzlichen Dank an alle, die geplant, vorbereitet, mitgewirkt haben und hinterher wieder alles aufgeräumt haben.

Warum kann es nicht immer „so schön“ sein? Vielleicht, weil es ein Geschenk ist, so etwas erleben zu dürfen.

Text: Angelika Greim-Harland

Fotos: © Christiane Claus