Über Pünktlichkeit, zahme Rehe und einen Irrtum

Aufwachen… den Lärm der Straße hören… zum Fenster blicken… sich kneifen… Ja, es ist Wirklichkeit, wir sind in Japan! Überwältigt und übermüdet sind wir gestern in unsere Betten gefallen. Nach einem mehr oder weniger guten Schlaf und Frühstück mit Grünem Tee und Reis fuhren wir nach Nara. Spätestens auf der Bahnfahrt wurde es uns noch mal ganz bewußt: Ja, wir sind in Japan! Kribbelbunte Werbung, schniefende Menschen und vor allem: pünktliche Bahnen.

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In Nara erwarteten uns mehrere Mitglieder der Japanisch-Deutschen Gesellschaft und winkten mit einem kleinen Deutschland-Fähnchen. Von ihnen wurden wir durch die Tempelanlage und den Park in Nara geführt. Der Park war, wie in Japans Sehenswürdigkeiten üblich, voller Menschen. Dazwischen spazierten wie selbstverständlich Rehe. Rehe sind hier heilige Tiere und entsprechend werden sie auch behandelt. Selbst Autos warten bis ein Reh in Ruhe die Straße überquert hat.

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Der älteste Tempel ist 745 Jahre alt und gilt als größtes Holzgebäude der Welt. Der bronzene Buddha ist wohl der größte in Japan. Die Schönheit der Tempel mit ihren geschwungenen Dächern, ihren fulminanten Balken und Toren mit den typischen Ornamenten beeindruckte uns sehr.

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Die Wege im Park zwischen den Schreinen und Pagoden sind gesäumt von steinernen Laternen, die mit Moos bewachsen sind.

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Wir schauten, staunten und fotografierten, während unsere japanischen Begleiter es recht schwer mit uns hatten. Immer lächelnd und freundlich signalisierten sie uns, dass ihnen unser Bummeln missfiel. Immerhin sollte der Zeitplan genau eingehalten werden. Deutsche Pünktlichkeit versus japanischer Genauigkeit! Zum gemeinsamen Mittagessen gab es feine japanische Küche und angeregte Gespräche mit unseren Gastgebern aus Nara.

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Enttäuscht mussten wir feststellen, dass unsere Erfurter Gloriosa, obschon die größte freischwingende Glocke der Welt, nicht die größte überhaupt ist. In Nara bewunderten wir eine noch größere und schwerere Glocke, welche auch noch mehr als zweihundert Jahre älter ist. Festhängend wird sie mit einem Hozstamm von außen angeschlagen. Wie ein Mantra erklang es, als einige „Augustiner“ darunter standen und laut summten.

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Im Hotel angekommen, warteten die sehnlich vermissten Koffer auf ihre Besitzer. Freude, Glücksgefühle! Nun rauschen im Hotel die Duschen und die Sommersachen werden eilig hervor gekramt. So endet der wunderbare Tag für alle bei 27 Grad in der großen lauten Nacht in Osaka.

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Text: Dorothea Kunz

Fotos: Christiane Claus, Andreas Greim, Matthias Sengewald

Bunt leuchtende Reklame, lange Schlangen an Imbissständen, laute Geräusche und Menschen über Menschen. Im Trubel von Shinsaibashi kann man so einiges erleben. Hier schlägt das Herz Osakas am Abend. Ein unbeschreibliches Leben. Es scheint, als ob alle Japaner abends dort versammelt sind. Die einen gehen shoppen, die andern in einen Club und wieder andere zeigen sich in auffälligen Kostümen. Das Leben am Abend scheint im kompletten Kontrast zu dem grau wirkenden Alltag zu stehen. Aber pünktlich zum Ladenschluss sind die Straßen wie leergefegt und etwas später, nach einer klaren Ansage, auch die Bars. Für uns eine spannende Erfahrung. Einmal abtauchen in andere Welten.

Text: Julia Braband

Weite Täler, Pyjamas und Sushi…

„Oh Täler weit, oh Höhen“ sangen wir gestern auf dem Flughafen in Frankfurt. Wir sangen ein wenig, um zu proben, vielleicht auch um die Aufregung weg zu singen. Die Mitreisenden jedenfalls klatschten. Ein guter Start für unsere Konzertreise!

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Neuntausend Kilometer über weite Täler und Höhen haben wir zurückgelegt. Alle vierundneunzig Sänger*innen sind nach elf Stunden Flug wohlbehalten in Osaka gelandet. Nur leider nicht alles Gepäck. Vierundzwanzig Koffer fehlten… Der Ärger und die Enttäuschung waren entsprechend. Dabei erlebten wir auch gleich die japanische Höflichkeit. Mit viel Lächeln erklärten die freundlichen Damen den Betroffenen, dass die Koffer erst zwei Tage später ankommen werden. Aber am Ende ist alles kein Problem. Denn wir sind ja in Japan und da liegen im Hotelzimmer Zahnbürsten, Duschbad und sogar Pyjamas bereit. Außerdem hilft Humor und davon gibt es in der Kantorei genug. Was fehlt, ist eben einfach „im Koffer“! Trotzdem hoffen wir, dass bis zum ersten Konzert die Sachen da sind. Schon der Flughafen von Osaka ist außergewöhnlich. Der Stadt vorgelagert hat man eine Insel als Flughafen ins Meer gepflanzt. In der Morgensonne war es ein sehr schöner Landeanflug.

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Als wir ankamen, wurden wir nicht nur von den Vorausgereisten, sondern auch von Frau Wada, der Geschäftsführerin der Japanisch-Deutschen Gesellschaft in Osaka, begrüßt. Sie wird uns die nächsten Tage in Osaka begleiten.  Wir freuen uns über diese Gastfreundschaft!

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Zwei Busse brachten uns in die Stadt, vorbei am Hafen, einer Müllverbrennungsanlage, die von Hundertwasser gestaltet wurde und einem nachempfundenen Schloss Hogwarts. Zuerst fuhren wir zum Umeda Sky Building. Dieser futuristisch anmutende Turm bot uns einen Rundblick über die ganze Stadt bei schönstem Sommerwetter.

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Die Zweimillionenstadt fasziniert mit ihren hohen Wohn- und Geschäftshäusern, Straßen, die teilweise auf drei Brücken übereinander entlang führen oder gar durch ein Hochhaus hindurch. Natürlich schauten wir uns das Schloss mit dem Park und unzähligen japanischen Touristen an.

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Am Nachmittag konnten wir dann endlich die Hotelzimmer beziehen und uns ausruhen. Wer glücklich im Besitz seines Koffers war, konnte dennoch seinen Koffer nicht auspacken. Die Zimmer hier sind eher klein. Aber um nach den vielen ersten Eindrücken tief und gut schlafen zu können, ist es ausreichend. Zum Abendessen gab es natürlich Sushi….

Text: Dorothea Kunz

Fotos: Christiane Claus