Nun sprich von Herzen: AMEN!

Nach vielen Monaten voller spannender Proben war es endlich so weit. Die Uraufführung des Enchiridion-Echo am Himmelfahrtstag 2017 stand kurz bevor. Aber nicht nur die Uraufführung rückte näher, sondern auch der Kirchentag auf dem Weg. Viele von uns waren in den Vorbereitungen eingebunden und sehnten sich nun mit gemischten Gefühlen den Tagen entgegen. Wie wird es laufen? Werden sich viele Menschen vom Kirchentag anstecken lassen? Und nicht zuletzt: Wie gut wird unsere Uraufführung besucht sein und was halten die Konzertbesucher davon? Die letzten Proben vor der Aufführung hatten wir in der Predigerkirche. Endlich kam die Orgel dazu. Wir konnten uns immer mehr vorstellen, wie alles klingen soll. Modernes und Altes. Bekanntes und völlig Neues. Aber ganz komplett war das Werk in den Proben auch noch nicht. Cello, Saxophon und Solisten fehlten noch. Also übten wir uns in Geduld und erfreuten uns an dem wunderbaren Klang der Predigerkirche. Einmal mehr zeigte sie ihre Schönheit und die Proben machten umso mehr Spaß!

Der Abend vor Himmelfahrt kam und wir trafen uns zur Generalprobe. Endlich – alles kam zusammen. Die ganze Klanggewalt, aber auch die Details des Werkes. Wir waren beseelt. Denn manchmal waren wir uns nicht so sicher, ob wir das Stück wirklich singen sollten. Aber nun gab es kein zurück und wir wussten, es wird gut! Der Komponist Thomas König kam sowohl zur Generalprobe als auch zur Aufführung – ein besonderer Motivationsschub.

Vor der Uraufführung am Abend des Himmelfahrtstages waren viele von uns auf dem Domplatz zum Eröffnungsgottesdienst des Kirchentages auf dem Weg. Das Wetter war wunderbar und viele Kinder sangen auf den Domstufen im Gottesdienst. Ein gelungener Auftakt, bei dem wir vor Beginn auch noch ein wenig Werbung für das Enchiridion-Echo machen konnten. Es ging los. Wir standen auf der Empore und beobachteten, wie die Kirche sich füllte. Wir warteten einige Minuten länger mit dem ersten Ton, da noch so viele Menschen vom Gottesdienst kamen, die uns zuhören wollten. Die Uraufführung begann und wir holten noch viel mehr aus uns heraus, als wir es in den Proben zuvor getan hatten. Wir sangen, atmeten, schrien, flüsterten und seufzten. Orgel, Cello und Saxophon spielten wunderbar und die Solisten, denen einiges abverlangt wird im Stück, bildeten das I-Tüpfelchen. Der Applaus des Publikums war verbunden mit Standing Ovations und hielt lang an. Als wir die Kirche verließen, sprachen uns viele Zuhörer an und erzählten uns, wie wunderbar das Werk geklungen hat. Manche Teile seien gewöhnungsbedürftig, aber manche auch absolute Ohrwürmer.

Im Anschluss wurden wir zu Familie Kölmel in die Pergamentergasse eingeladen, um die Uraufführung in dem Haus zu feiern, in dem das Enchiridion gedruckt wurde. Nicht nur unser Dirigent Dietrich Ehrenwerth drückte seinen Dank aus, sondern auch der Komponist Thomas König. Er war sehr zufrieden mit der Aufführung und sagte, dass er selten mit einem solch engagierten Chor zusammengearbeitet hat. So ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Unsere Gefühle und Erlebnisse des Abends lassen sich am besten mit einem Satz aus dem Enchiridion-Echo zusammenzufassen: „Nun sprich von Herzen: AMEN!“ Der Kirchentag auf dem Weg war damit aber noch nicht zu Ende. Viele Veranstaltungen folgten bis zum Samstagabend. Am Ende stand ein ökumenischer Sendungsgottesdienst mit Landesbischöfin Junkermann und Bischof Neymeyer. Wir sangen zusammen mit dem Dombergchor verschiedene Stücke. Einige davon haben wir in Japan gesungen und so wurden die vielen tollen Erinnerungen unserer Chorreise noch einmal lebendig.

Der Gottesdienst stellte einen gelungenen Schlusspunkt des Kirchentages in Erfurt dar, auch wenn alle Kirchentage erst mit dem großen Festgottesdienst in Wittenberg beendet wurden.

Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Wittenberg

Wir freuen uns nach den wunderbaren Tagen und den positiven Rückmeldungen zum Enchiridion-Echo auf die zweite Aufführung am 31.Oktober 2017 in der Augustinerkirche zu Erfurt. Bis dahin werden wir im September noch das Eröffnungskonzert der Erfurter Kirchenmusiktage singen. Auf dem Programm stehen Nicolai und von Weber.

Text: Julia Braband

Fotos © Christiane Claus, Andreas Greim, Matthias Frank Schmidt

Luther in der U-Bahn und eine Premiere

Sonntag, 09.10.

Fast eine Stunde fuhren wir mit der Bahn nach Kobe. Dort waren wir in die Kobe Eiko Church eingeladen. Es muss an dieser Stelle mal erwähnt werden, wie toll die logistische Vorbereitung unseres Riesenunternehmens ist. Es funktioniert tatsächlich, dass fast einhundert Menschen mit öffentlichen Verkehsmitteln von einer Stadt zur anderen gelangen.
Die U-Bahnhöfe und die Bahnen sind voll, die Orientierung nicht einfach und doch kommen alle ziemlich entspannt und vollzählig an. Danke an das Organisationsteam, Ihr macht das wunderbar! img_0656 img_0627img_0532

Zuerst feierten wir gemeinsam mit der methodistischen Gemeinde Gottesdienst. Kobe wurde 1995 durch ein schlimmes Erdbeben verwüstet, 6000 Menschen starben, viele wurden obdachlos. Die Kirche, ein für Japan untypischer Backsteinbau aus den neunzehnzwanziger Jahren, wurde zerstört und 2014 wieder eingeweiht.

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Wir konnten uns, trotz gegenseitig fehlender Sprachkenntnisse, eingeladen fühlen. Lesungen standen für uns übersetzt auf einem Blatt, ebenso die Lieder, die wir gemeinsam sangen. Zu Beginn des Gottesdienstes sangen wir Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott“. Unser Auftrag, für das Reformationsjahr 2017 zu werben, wurde zur lebendigen Begegnung. Es hat mich berührt, in der Gemeinschaft mit der japanischen Gemeinde das Vaterunser zu beten. Ich konnte die Sprache nicht verstehen, aber ich spürte was uns miteinander verbindet. Vieles war fremd, die Predigerin wurde am Ende beklatscht, die Orgel klang sehr gewöhnungsbedürftig. Warum Menschen zu Ansagen aufstanden, sich verbeugten und alle klatschten, erschloss sich mir genauso wenig wie der Inhalt der endlos erscheinenden Predigt. Aber der gemeinsame Grund unseres Glaubens war da. Und so konnten wir am Ende einstimmen in den Lobgesang der Gemeinde mit einem Gloria, das alle verstanden.

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Zum Schluss hatte Thorsten Weiß noch Gelegenheit zu einem Grußwort und der Einladung zum Reformationsjubiläum nach Thüringen im nächsten Jahr.

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Der MDR reist mit und berichtet über unsere Reise. Heidi Körner und Matthias Sengewald beim Interview.

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Am Nachmittag dann endlich unser erstes Konzert in Japan!

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Wir hatten kurz Gelegenheit zur Probe und zum Umziehen. Die neuen Krawatten werden gebunden…

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Das Konzert am Nachmittag war gelungen. Unser Programm hatte „Japanpremiere“ und wir hatten den Eindruck, dass es beim Publikum gut ankam.

Text:

Fotos: Christiane Claus