Montag, 10.10.
Was Erfurt mit Kyoto verbindet
In Kyoto sehen wir uns den weltberühmten Steingarten im Ryoan-ji-Tempel an. Horden von Menschen wälzen sich durch das Gelände. Viele suchen das schönste Fotomotiv. Davon gibt es, zugegebenermaßen, sehr viele. Wer die Stille sucht, wird sie an einem Tag wie heute nicht finden. Wer die Einkehr sucht, findet hier vielleicht einen Anfang. Etwas wie einen goldenen Faden, welcher wieder zurück nach Erfurt führt. Erfurt: Vor über siebenhundert Jahren lebte und wirkte Meister Eckart hier im Predigerkloster. Der Dominikanermönch und Mystiker schrieb: „Dass du klagst, dass du nicht zufrieden bist, darüber beklage dich.“
Hier im Garten in Kyoto steht am Rand eines kleinen Gärtleins ein Wasserschöpfbecken aus Stein. Diese Becken dienen der rituellen Waschung der Hände und des Mundes vor einer Teezeremonie oder dem Betreten eines Schreines. In einen Stein gemeißelt, stehen Buchstaben. Sie sind, so wird erklärt, nicht einfach zu lesen. Eine Art Buchstabenrätsel, welches lange Betrachtung benötigt. Am Ende ist zu lesen: „Allein ich weiß, dass ich zufrieden bin.“
Text: Dorothea Kunz
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Heute ist Feiertag in Japan. Immer am 2. Montag im Oktober wird der Tag des Sports gefeiert. Somit hatten wir kein Konzert und sind mit dem Bus nach Kyoto gefahren. Zuerst besuchten wir einen Zen-Garten. Akkurat gezogene Linien, die sich um die als Steine dargestellten Inseln wellten. Normalerweise ein Ruhepol zum Meditieren oder einfach nur Genießen. Aber es waren so viele Menschen dort, sodass nichts davon möglich war.
Der wunderschöne Park rundherum bot einen lohnenden Ausgleich, welchen einige zur Entspannung nutzten.
Anschließend fuhren wir weiter zum Goldenen Pavillon. Eines der vielen Weltkulturerben. Gold über Gold. Idyllisch am Wasser gelegen, in welchem goldene Kois schwammen.
Dann wurde es doch Zeit für ein Mittagessen. Auf dem Nishiki-Markt gab es einfach alles. Von fritierten Tintenfischen, über sauer eingelegte Gurken hin zu Nashibirnen und grünem Tee.
Nach der Stärkung fuhren wir zum Tempel der 1001 Buddha-Statuen. Alle in Reih und Glied aufgestellt, mit gleicher Handhaltung und 1001 verschiedenen Gesichtern.
Vor unserer Rückfahrt nach Osaka hatten wir noch Zeit für einen Bummel durch eine wunderbar gelegene Einkaufsstraße, an deren Ende der Kyomitsu-dera Tempel steht. Auf unserem Weg durch die Straße begegneten wir immer wieder Frauen und Männer in Kimono und einigen Geishas. Wir erlebten einen Teil der japanischen Kultur.
Am Tempel angelangt, hatten wir einen wunderbaren Blick über Kyoto bei untergehender Sonne.
Auf dem Weg zurück nach Osaka, bewunderten wir das Lichtermeer der Hochhäuser.