Im Regen fuhren wir durch Tokyo zum Cultural Center Owada in Shibuya. Unser letztes Konzert gaben wir in einer großen Konzerthalle gemeinsam mit dem Frauenchor Tokyo Josei Gasshoden. Am Vortag hatten wir schon eine Probe zusammen. Es sollte wieder einen gemeinsamen Teil geben. Zwei Motetten von Bartholdy sangen der japanische Frauenchor und der Frauenchor der Augustinerkantorei gemeinsam. Die Josei Gasshoden führten ein anspruchsvolles Programm neuer Musik auf. Wir unseren geistlichen Teil, Bach und Bartholdy. Am Ende sangen beide Chöre japanische Titel unter Leitung des japanischen Dirigenten Shingo Minato und zwei deutsche Stücke unter Leitung von Dietrich Ehrenwerth. Natürlich auch das in Japan so beliebte Heidenröslein. Der große Konzertsaal war voll. Für unseren Chor war es ein besonderes Konzert. Zum einen sollte es das letzte unserer Reise sein. Zum anderen sangen wir auch zum letzten Mal mit einem japanischen Chor zusammen. Jeder der Chöre, mit denen wir zusammen musizierten, war ganz einzigartig. Und jedes Konzert war eine eigene kleine musikalische Reise in das Land und zu den Menschen.
Nach Konzertende gab es noch einen kleinen Empfang. Auf dem Weg dahin winkten uns die Zuhörer*innen zum Abschied. Das löste bei uns viel Fröhlichkeit aus und wir winkten gern zurück!
Natürlich war auch der Empfang von unserem Abschied voneinander und von Japan geprägt. Ein großer Dank ging besonders an Dietrich Ehrenwerth und Karin Ehrenwerth.
Wir dankten dem Tokyo Josei Gasshoden für die Einladung. Der Chorleiter Shingo Minato sprach unerwartete und bewegende Worte. Deutschland sei das Land, dass die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat und ein Vorreiter beim Atomausstieg. Damit sei es ein Vorbild, auch für Japan. Vor dem Hintergrund, dass Japan eine sehr restriktive Flüchtlingspolitik betreibt und keine Abkehr von der Atomkraft in Aussicht stellt, wahrhaft große Worte. Und zugleich eine Mahnung. Dran zu bleiben am Prozess der Erneuerung. Wir Reformationsbotschafter bringen also auch eine Botschaft mit nach Hause: Reformation nicht nur feiern, sondern weiter machen!
Spontan stimmten wir „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ an. Wir konnten jetzt nur Gott loben und danken für seine Freundlichkeit und Gnade. Bessere Worte als die aus dem 100. Psalm hätte es keine gegeben.
Text: Dorothea Kunz
Fotos: Christiane Claus