Nach fast zwei Jahren konnten wir endlich wieder vor Publikum singen, wie haben wir uns darauf gefreut und es nun besonders genossen!!
Und auf dem Chorpodest waren wir der Lutherrose ganz nah.
Beim Weihnachtsoratorium 2019 haben wir noch gejauchzt und frohlockt und uns danach der Matthäuspassion zugewendet. Und dann war – Schluss! Das hat nicht unsere Existenz zum Einstürzen gebracht, aber ein ganz wesentliches Lebenselexier war versiegt. Und all das Singen in kleinen Kreisen und zaghaft im Kreuzgang hat nicht die Kraft gespendet, die wir als Chorgemeinschaft brauchen.
Und nun so ein Erlebnis. Die Augustinerkirche nur mit einer begrenzten Platzzahl und deshalb der Gottesdienst zweimal hintereinander. Der Chor mit viel weniger Singenden als üblich und trotzdem: Teile der h-moll Messe von J.S.Bach erklangen mit Pauken und Trompeten. Vergessen war die mühevolle Probenarbeit per Onlineprobe, die schwierige Akustik bei den ersten Proben in der Kirche mit riesigen Abständen untereinander und die bangen Fragen, ob diese Proben überhaupt zu etwas nütze seien, ob wir das je aufführen können.
Und alle haben dafür gewirkt: am meisten Dietrich und Karin Ehrenwerth, die alles zusammenhalten. Die Musiker vom Andreas-Kammerorchester. Aber auch die Podestbauer, Zertifikatskontrolleure und die vielen weiteren Helfer, ohne die nichts geht.
Unser Bischof Friedrich Kramer predigte über die Freiheit, zu der wir befreit sind und diese Freiheit war greifbar. Am wichtigsten ist aber das Spannungsfeld, welches sie beschreibt: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“ und genauso „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Freiheit geht nur in Verantwortung vor den Mitmenschen. Das gilt es immer abzuwägen, gerade in dieser Zeit, in der sich Impfgegner und -befürworter teils unerbittlich gegenüberstehen. Und wir stehen (und singen) mittendrin.